Dieter Prokop (2017): Lexikon der Kulturindustrie. Tredition
Verlag, Hamburg. Bearbeitete Neuausgabe von Prokop 2004
In Wissenschaft und Praxis werden zu oft falsche Behauptungen
über die Medien verbreitet. Das ist die These von Dieter Prokop:
Es ist reine Ideologie, wenn behauptet wird, dass der Markt sich
nach
den Konsumentenwünschen richte; dass die Meinungsforschung
die
Urteile der Bevölkerung adäquat wiedergebe; dass die
Einschaltquoten die
Bedürfnisse des Publikums spiegele; dass das Angebot heutiger
Medienkonzerne vielfältig sei; dass die Konsumenten im Warenangebot
alle Mittel fänden, um darin eine vielfältige Identität
auszubilden; dass die Menschen heute individualisiert seien;
dass Werbung und Wahlkampagnen die Menschen ganz raffiniert bis
ins Kauf- und Wahlverhalten beeinflussen könne; dass Medienpolitik
vor allem die Medienkompetenz in den Familien fördern müsse
und dass das wichtiger sei als die Macht der Medienkonzerne zu
kontrollieren.
Die Medienwissenschaft
ist nicht neugierig genug. Sie blickt zu wenig hinter die Kulissen.
Dort, im Hintergrund, befindet
sich der kulturindustrielle Machtkomplex. Er besteht im gemeinsamen
Interesse von werbungtreibenden Unternehmen und Parteien, Medienkonzernen,
Markt- und Meinungsforschung, Werbeagenturen und Politikberatern,
nur die Gefühle der Bevölkerung an die Öffentlichkeit
gelangen zu lassen und den Verstand der Leute auszuschließen.
Das kann man als mündiger Bürger und kritischer Wissenschaftler
nicht mitmachen!
Dieses Buch
bietet einen neuen Blick hinter die Kulissen. Er ist neu,
weil er auch die kreativen Potenziale der Kulturindustrie beachtet.
Denn hinter den Kulissen lauert nicht nur das Üble, das
in diesem Buch
ausführlich analysiert wird. In den Strukturen oligopolistischer
Medien,
gibt es Widersprüche, Auseinandersetzungen zwischen Kreativkräften
und
kommerziellen Interessen. Neugierig sein, heißt, diese
Spannungsfelder
empirisch wahrzunehmen und theoretisch zu reflektieren. Dieses
Buch zeigt, wie die Kulturindustrie wirklich funktioniert.
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