Prof. Dr. Dieter Prokop

Kritische Theorie / Frankfurter Schule / Kulturindustrie / Medientheorie / Medienwissenschaft / Medienforschung / Wirtschaftssoziologie / Kritische Theorie des Gelds / Kritische Theorie Europas

Dieter Prokop (* 1941) ist Professor em. für Soziologie mit dem Schwerpunkt Medien an der Goethe-Universität Frankfurt.








Dieter Prokop (2020): Machtspiele der Gegenwart.
Institutionen, Aktivisten, Rhetoriken. tredition, Hamburg


Die Politik des Deal-Makings, der bilateralen Verträge und des permanenten Twitterns ist bekannt. Der Frankfurter Soziologe Dieter Prokop zeigt, dass das erst erklärbar wird, wenn man die strukturellen Hintergründe ausleuchtet: die oligopolistischen Marktstrukturen und das Pokern und Bluffen als Institution, vor allem in der Finanzwirtschaft. All das konstituiert die Welt als Spielcasino.
Das zweite große Machtspiel herrscht in der Welt als Moraltheater vor: Der entscheidende strukturelle Hintergrund ist hier, so Prokop, die Strukturveränderung der Öffentlichkeit, d.h. die neu Möglichkeit für die "übergriffigen Selbstvermarkter", sich mittels der Social media Aufmerksamkeit zu verschaffen und damit Geld zu verdienen. Die Akteure auf der Bühne sind die NGOs, die Nongovernment Organizations und die mit ihnen zusammenarbeitenden Parteien. Die "sozialen Milieus", die diese Politik stützen, bringen nicht nur ihre Lifestyles mittels massiver Rhetorik in die Öffentlichkeit, sondern sie verlangen auch Geld, Posten Quoten und Privilegien.
Aber da ist auch sie noch: die Welt als rationaler Gesellschaftsvertrag. Der rationale Gesellschaftsvertrag schafft ein "Für alle!", eine rationale Verrechtlichung der Welt. Idealisieren kann man das nicht, denn faktisch entsteht zugleich auch ein irrationales "Für alle!", zum Beispiel mit den Hypes und Hysterien der Flüchtlings- und Klimapolitik. Trotzdem: Der rationale Gesellschaftsvertrag garantiert auch ein "Für mich!", also Rechte des Subjekts, und ein "Für uns!", und dazu gehört auch das soziale Eigentum im demokratischen Staat, das nicht der ganzen Welt gehört. - Und Prokop weist darauf hin, dass der rationale Gesellschaftsvertrag nicht nur aus den Menschenrechten und Bürgerrechten besteht und auch nicht nur aus den Checs and Balances. Die Quintessenz des rationalen Gesellschaftsvertrags sei eine Kultur der Vernunft, des Zweifelns und des Vergleichens und damit des Realismus und der Realitätstüchtigkeit.

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