Dieter Prokop (2020): Machtspiele der Gegenwart.
Institutionen, Aktivisten,
Rhetoriken. tredition, Hamburg
Die Politik des Deal-Makings,
der bilateralen Verträge und des permanenten
Twitterns ist bekannt. Der Frankfurter Soziologe Dieter Prokop zeigt,
dass das erst erklärbar wird, wenn man die strukturellen Hintergründe
ausleuchtet: die oligopolistischen Marktstrukturen und das Pokern und
Bluffen als Institution, vor allem in der Finanzwirtschaft. All das konstituiert
die Welt als Spielcasino.
Das zweite große Machtspiel herrscht in der Welt als Moraltheater
vor: Der entscheidende strukturelle Hintergrund ist hier, so Prokop,
die Strukturveränderung der Öffentlichkeit, d.h. die neu Möglichkeit
für die "übergriffigen Selbstvermarkter", sich mittels
der Social media Aufmerksamkeit zu verschaffen und damit Geld zu verdienen.
Die Akteure auf der Bühne sind die NGOs, die Nongovernment Organizations
und die mit ihnen zusammenarbeitenden Parteien. Die "sozialen Milieus",
die diese Politik stützen, bringen nicht nur ihre Lifestyles mittels
massiver Rhetorik in die Öffentlichkeit, sondern sie verlangen auch
Geld, Posten Quoten und Privilegien.
Aber da ist auch sie noch: die Welt als rationaler Gesellschaftsvertrag.
Der rationale Gesellschaftsvertrag schafft ein "Für alle!",
eine rationale Verrechtlichung der Welt. Idealisieren kann man das nicht,
denn faktisch entsteht zugleich auch ein irrationales "Für
alle!", zum Beispiel mit den Hypes und Hysterien der Flüchtlings-
und Klimapolitik. Trotzdem: Der rationale Gesellschaftsvertrag garantiert
auch ein "Für mich!", also Rechte des Subjekts, und ein "Für
uns!", und dazu gehört auch das soziale Eigentum im demokratischen
Staat, das nicht der ganzen Welt gehört. - Und Prokop weist darauf
hin, dass der rationale Gesellschaftsvertrag nicht nur aus den Menschenrechten
und Bürgerrechten besteht und auch nicht nur aus den Checs and Balances.
Die Quintessenz des rationalen Gesellschaftsvertrags sei eine Kultur
der Vernunft, des Zweifelns und des Vergleichens und damit des Realismus
und der Realitätstüchtigkeit.
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